Lüftungsanlagen und die Irrtümer
Verfasst: 16.08.2016 - 11:28
Aus dem Blog
Weil wir unbedingt rundherum neue Fenster brauchen und diese auch völlig dicht sein sollen stehe ich davor in unserem Haus eine zentrale Lüftungsanlage zu installieren.
Bei der Lektüre über diese Anlagen bin ich auf viele Vorurteile und Halbwahrheiten gestolpert.
Hier möchte ich mal alle Irrtümer sammeln.
Wohnungslüftungen sind nur in Passiv- und Energiesparhäusern sinnvoll
Bei energieeffizienten Neubauten sind Lüftungsanlagen schon vorgeschrieben. Für jeden "normalen" Neubau ist auch schon ein Lüftungskonzept zu erstellen. Dies regelt dann wie oft z.B. die Fenster für wie lange zu öffnen sind um der Hygiene ausreichend gerecht zu werden und Schimmel zu vermeiden. In bestehenden Gebäuden ist die Wohnraumlüftung durchaus eine sinnvolle Investition wenn sich die Umstände ändern (neue Dämmung, Fenster, etc). Denn auch hier lässt sich durch das reine Fensterlüften ein konstanter und hygienisch optimaler Luftwechsel kaum realisieren. Um eine ausreichende Frischluftzufuhr zu erreichen, müssten die Bewohner in der Regel rund um die Uhr alle zwei Stunden für fünf Minuten querlüften. Bei Abwesenheit tagsüber oder nachts ist dies kaum zu leisten. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) sorgt dagegen ganz automatisch und gleichmäßig für frische Luft – ganz ohne manuellem lüften.
Mit einer Lüftungsanlage sollte man die Fenster nicht mehr öffnen
Richtig ist, dass es nicht mehr notwendig ist die Fenster zu öffnen.
Das Belüftungssystem versorgt das Haus mit ausreichend frischer und pollenfreier Luft. Schadstoffbelastete, verbrauchte Luft wird dabei kontinuierlich abgesaugt.
Selbstverständlich kann man dabei auch die Fenster öffnen. Das Einzige was dabei verloren geht. ist die Filterfunktion der Lüftungsanlage für die Dauer des manuellen Lüftens.
Im Winter geht teure Heizwärme durch eine Wohnraumlüftung verloren
Ganz im Gegenteil! Eine Lüftungsanlage reduziert sogar die Energiekosten, denn sie vermeidet Wärmeverluste wie sie bei einer Fensterlüftung entstehen. Geräte mit Wärmerückgewinnung sind dabei so effizient, dass sie bis zu 95 Prozent der Wärme aus der Abluft zurück gewinnen und wieder ins Gebäude führen. Damit lassen sich die Heizkosten signifikant senken.
Mit einer Lüftungsanlage wird die Luft in den Räumen sehr trocken
Lüftungsanlagen sollen in der niedrigsten Stufe den unbedingt nötigen, hygienischen Feuchteschutz sicherstellen.
So wird eine Mindestlüftung auch bei Abwesenheit der Bewohner sichergestellt und die Gefahr eines Feuchteschadens oder Schimmel wirksam gebannt. Um die Raumluft nicht auszutrocknen verfügen moderne Anlagen über eine Membran, die die Feuchtigkeit der Abluft wieder der Raumluft zuführt. Mit zusätzlichen Feuchte- oder Luftqualitätssensoren kann außerdem nutzerunabhängig immer die optimale Luftmenge zugeführt werden.
Lüftungsanlagen verschmutzen schnell, sind unhygienisch und Pilzschleudern
Moderne Geräte sind mit einer Vielzahl von Filtern ausgestattet, die nicht nur vor Pollen sondern auch vor Insekten und Schmutz von außen schützen. Diese müssen für einen reibungslosen und unbedenklichen Betrieb natürlich regelmäßig gereinigt und/oder gewechselt werden. Das lässt sich in der Regel aber ganz leicht selbst durchführen. Im Zweifel gibt es aber genug Dienstleister die das gerne für Sie erledigen.
Lüftungsanlagen sind laut
Die Ventilatoren einer Lüftungsanlage sind schallgedämmt und daher im Betrieb sehr geräuscharm. Die Wohnraumlüftung kann sogar vor Lärm von draußen schützen. An einer Hauptstraße z.B. sorgt die Lüftungsanlage kontinuierlich für saubere Luft, ohne dass über offene Fenster und Türen der Straßenlärm eindringt.
Lüftungsanlagen wirbeln Staub auf
Das ist nicht der Fall. Eine Lüftungsanlage filtert die angesaugte Außenluft und sorgt so für einen wesentlich geringeren Staubanteil in der Luft als es bei einer Fensterlüftung der Fall wäre. Außerdem wird die Frischluft sehr langsam eingeblasen, sodaß weder Zugluft entsteht noch der Staub in den Räumen aufgewirbelt wird. Anders als bei der Fensterlüftung.
Richtig ist, dass sich in der Nähe der Ventile bzw. um diese herum Staub an den Wänden oder der Decke ablagern kann. Dieser lässt sich jedoch leicht entfernen und sollte im Rahmen der Wartung ebenfalls ggf. beseitigt werden.
Die nachträgliche Installation einer Lüftungsanlage ist kompliziert und teuer
Wer sich für eine Wohnraumlüftung entscheidet, wird finanziell durch die KfW unterstützt. Der Staat vergibt für den Einbau einer Lüftungsanlage Fördergelder und zinsgünstige Darlehen. Daneben gibt es zahlreiche regionale Förderprogramme von Bundesländern, Kommunen oder Energieversorgern. Einen guten Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten bietet die Initiative WÄRME+ mit ihrer Förderdatenbank.